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Schutzfunktion: Lebensräume erhalten – Wiederbewaldung realisieren

Eine zeitgemäße Bewirtschaftung des Waldes ist immer möglichst naturnah. Dafür müssen allerdings drei Felder bespielt werden. Feld eins ist der ökonomische Aspekt, also die Nutzfunktion.

Bei Feld zwei, das in diesem Text beschrieben wird, handelt es sich um das ökologische Gebiet, also die Schutzfunktion. Feld drei ist die soziale Komponente, also die Nutzfunktion.

Warum die Schutzfunktion so elementar wichtig ist? Naturereignisse in der jüngeren Vergangenheit zeigen das ganz eindeutig. Unter Stürmen wie dem Orkantief „Friederike“ (2018) hat auch der Blomberger Stadtforst stark gelitten.

Dazu kommt die in den vergangenen Jahren extrem trockene Witterung und die weiter zunehmende Gefahr durch den Borkenkäfer, der ebenfalls massive Schäden an vielen Bäumen verursacht hat und weiter verursacht.

Klimaschutz im Stadtforst

Wer die Bundesstraße 1 von Barntrup nach Blomberg oder umgekehrt fährt, sieht links und rechts ganz eindeutig, wie sich der Forst in den vergangenen Jahren verändert hat.

Deshalb ist es wichtig, sich den Einfluss des Waldes auf das Klima einmal genau vor Augen zu führen. Der Wald besitzt eine temperaur- und feuchtigkeitsausgleichende Wirkung und verfügt über einen eigenen Wasserhaushalt. Das führt dazu, dass die Verdunstungskälte Abkühlung schafft und Temperaturextreme ausgeglichen werden.

Durch die hohe Filterwirkung von Blättern und Nadeln ist die Luftreinhaltung gewährleistet. Dazu kommen Wind- und Sturmberuhigung, Wasserschutz (durch die hohe Filterwirkung des Waldbodens), die große Speicherkapazität des Waldbodens und ein Erosionsschutz.

Auf vielen Wegen gegen den Klimawandel

Um dem Klimawandel – eine Folge davon ist auch die zunehmende Zahl an schweren Stürmen – auf Augenhöhe begegnen zu können, braucht es intakte und gesunde Wälder mit einer vielfältigen Struktur.

Angeschlagene und kranke Wälder können den Kampf gegen das Klima aber nicht gewinnen. Deshalb existieren in Blomberg verschiedene Strategien der Wiederbewaldung.

Ein entscheidender Punkt sind die sogenannten Stilllegungsflächen. Insgesamt vier Prozent des Stadtforsts, also rund 32 Hektar, werden sich selbst überlassen. Die Entwicklung auf acht Demoflächen dokumentiert der Förster.

Eigens dafür hat er sich ein besonderes Konzept einfallen lassen. In den ersten Jahren trägt Stephan Radeck im Halbjahresrhythmus in eine Liste ein, wie sich die Naturverjüngung genau gestaltet und welche Baumarten sowie begleitende Vegetation sich auf natürliche Weise ansiedeln. Dabei differenziert der Förster zwischen krautigen und verholzten Pflanzen.

Unterschiedlich ist die Ausgangssituation bei den verschiedenen Stilllegungsflächen, die sich verteilt im gesamten Forstrevier befinden. Einige befanden sich eingangs im absterbenden Zustand, andere wurden geräumt und aufgearbeitet. Einen Eingriff in die Natur wird es nur dann geben, wenn das die Verkehrssicherung erfordert.

Eine ebenso entscheidende Rolle spielen Trupppflanzungen, die Pflege der Pflanzungen – also das Freischneiden –, die Berücksichtigung von Wuchsdynamiken, Astreinigung und Kronenpflege sowie der Gatterbau.

Aus Sicht der Waldverjüngung stellt nämlich das Schalenwild den größten Einflussfaktor beziehungsweise das Hauptproblem dar. Gatter sollen hier helfen, das Abfressen von Zweigen, Nadeln, Blättern, Knospen und der Baumrinde zu verhindern.

Was die Auswahl der Pflanzen anbetrifft, setzt der Blomberger Stadtforst unter anderem auf Rotbuche, Stieleiche, Traubeneiche, Roteiche, Hainbuche, Winterlinde, Roterle, Vogelkirsche, Spitzahorn und Elsbeere. Auch einige Exoten wie Esskastanie und Baumhasel finden Berücksichtigung.

Abgerundet wird die Schutzfunktion des Waldes unter anderem durch Vogelschutz und Förderung von Biodiversität im Wald. Zahlreiche abgestorbene und absterbende – auch dicke – Bäume werden als sogenanntes ökologisches Gold im Wald belassen. Dazu kommt die Förderung der Ansiedlung von mehr Bienen.

Besondere Projekte

Im Bereich der Schutzfunktion sind vor allem zwei ganz besondere Projekte zu nennen: die Pflanzaktion und das Insektenhotel an der Försterei.

Die Pflanzaktion findet seit einigen Jahren immer im Herbst statt. Blomberger*innen haben dann die Möglichkeit, sich für einen Preis von wenigen Euro ein Paket kleine Bäume zu kaufen – zum Beispiel Buchen oder Winterlinden.

Die werden anschließend an einer vorab vom Förster ausgewählten Stelle im Stadtforst eingepflanzt und sollen sich im Lauf der Zeit zu einem Mischwald entwickeln.

Das Insektenhotel ist im Rahmen eines Sozialprojekts gebaut und am städtischen Forsthaus platziert worden. Es dient als Anschauungsobjekt für Schulklassen und Besuchende, erfüllt eine wichtige Funktion für den Naturschutz und soll – als Impuls – für den Artenschutz werben.

Darüber hinaus besonders: Der einstige Feuerlöschteich, unweit des Forsthauses gelegen, konnte 2022 mit Unterstützung der Biologischen Station Lippe und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises als Biotop erweitert und renaturiert werden.