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Einziges steinernes Bürgerhaus Blombergs

Eher unscheinbar wirkt es, das Haus am Langen Steinweg 23 in Blomberg – doch der erste Eindruck täuscht. Beim sogenannten Haus Stichweh handelt es sich nämlich um das bedeutendste und bemerkenswerteste Blomberger Bürgerhaus nach dem Doktorhaus an der Kuhstraße.

Das sogenannte Haus Stichweh ist eines der bedeutendsten und bemerkenswertesten Blomberger Bürgerhäuser. Erbaut wurde es bereits im Jahre 1613 – und damit deutlich vor den meisten anderen Gebäuden, die sich heute noch in der Nelkenstadt befinden. Es entstand als unmittelbarer Nachfolger eines Baus, der sich bereits zuvor an derselben Stelle befunden hatte.

Besonderes Merkmal: der steinerne Unterbau, der der einzige seiner Art in ganz Blomberg ist. Früher hatte die Nutzung von Stein als Baumaterial ganz praktische Gründe: Gegenüber Witterung und im Fall eines größeren Brandes war das Haus so – zumindest punktuell – unempfindlicher als Häuser, die ausschließlich aus Holz bestanden. „Der Lange und der Kurze Steinweg waren früher die beiden Hauptverkehrsstraßen Blombergs. Hier finden wir einige stattliche Gebäude, die deutlich repräsentativer sind als die Häuser in den kleinen Nebengassen. Trotzdem ist ein steinernes Gebäude für diese Zeit etwas Besonderes, schließlich war der Aufwand, es zu bauen, sehr groß und es lässt in der Regel darauf schließen, dass die Bauherren sehr wohlhabend waren“, sagt Stadtarchivar Dieter Zoremba.

Der Unterbau aus Stein ist aber noch nicht alles. Sehenswert sind auch die Querhölzer des vierstufigen Giebels, die Schnitzereien im Zahnschnittmuster zieren. Dazu kommen weitere Elemente wie Akanthus, Girlanden, Kreiswellen, Beschlagmuster und Perlrundstab. Die Füllhölzer in der Spitze des Giebels sind mit feinem Perlband versehen.

Zudem auffällig: die herausstehenden Holznägel und die Tatsache, dass das Erdgeschoss sehr hoch ist, das Zwischengeschoss, das früher eine durchgehende Mitteldiele besaß, dagegen eher niedrig. Über dem Torbogen ist ein Werkstein mit der Jahreszahl 1613, den entsprechenden Familienmarken sowie den Initialen HS und ME zu sehen, die Auskunft über das Erbauerehepaar geben.

Oberhalb des linken Schaufensters gibt es einen weiteren Werkstein, der die Jahreszahl 1573, eine Hausmarke in Lorbeerkranz sowie ein Steinmetzzeichen und den Namen Johan Schrode (Schröder) trägt. Besagter Schröder war wahrscheinlich Kauf- und Handelsmann, was auch auf seinen Sohn Henrich Schröder zutrifft, der das Haus im Jahre 1613 bauen ließ, bereits zehn Jahre zuvor Bürger wurde und zeitweise sogar Bürgermeister war. Seine Ehefrau war eine geborene Edler.

Der Sohn des Paares bewohnte das Gebäude ebenfalls mit seiner Frau, die es wiederum als Witwe 1671 für 820 Reichstaler veräußerte – und zwar an den Barntruper Amtmann Johann Hermann Wasserbach (Waterbecker). Dessen Sohn Ernst Casimir Wasserbach, der Fürstlich-Hessischer, Gräflich-Schaumburgisch-Lippischer und Gräflich-Lippisch-Brakescher Rat und ab 1707 Amtmann in Blomberg war, erbte es 1680. Dessen Bedeutung für die Stadt ist auch darin sichtbar, dass sein Grabstein einst in der Martinikirche stand. Weiterer Besitzer war ab 1860 auch Conrad Friedrich Stichweh und ab 1901 dessen Sohn Friedrich Louis, auf die der heutige Name zurückgeht.