Wellentrup gilt als kreatives Dorf im Herzen der Großgemeinde
Sogenannte „trup“-Orte sind um Blomberg herum keine Seltenheit. Eines von insgesamt sechs Dörfern mit dieser Endung, was nichts anderes als Dorf bedeutet, ist Wellentrup. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Walderingthorp im 12. Jahrhundert, genauer 1144. Das Dorf existiert wahrscheinlich aber schon bedeutend länger, da die „trup“-Orte zu den ältesten Siedlungen im gesamten Kreis Lippe gehören.
Geprägt war das örtliche Bild bereits damals von Gehöften. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das kleine 260-Einwohner*innen-Dorf hat erstaunlicherweise auch heute noch drei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe. „So viele Betriebe dieser Art kann kreisweit kein weiteres kleines Dorf bieten“, erläutert Ortsvorsteher Hagen Stiewe, der dieses Amt seit dem Jahr 2020 innehat.
Überregionalen Bekanntheitsgrad erlangte das direkt im Zentrum der Großgemeinde Blomberg gelegene Dörfchen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1866 erwarb Landwirt Friedrich Ottomeyer zwei englische Dapflokmobile und begründete damit eine der ältesten Landmaschinenfabriken Westfalens, die sogar noch heutzutage – allerdings in Steinheim – besteht.
22 Jahre später stand die Gründung der Wellentruper Molkerei an – und damit der ältesten genossenschaftlichen Molkerei Lippes. 1956 geriet der Betrieb jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten und verschwand schlussendlich von der Molkereilandkarte.
Seitdem ist es, wirtschaftlich gesehen, deutlich ruhiger in einem der kleinsten Blomberger Vororte geworden. „Das Arbeitsfeld hat sich tatsächlich sehr verschoben. Früher hatten wir hier viele Handwerksbetriebe, nun sind es einige kleinere Dienstleister. Trotzdem ist unser Dorf, das wir gerne auch als kreatives Dorf bezeichnen, weil hier viele kreative Menschen leben, absolut lebenswert“, unterstreicht Stiewe.
Einen großen Teil zum aktiven Ortsleben trägt die Dorfgemeinschaft bei. Allerdings mussten die Wellentruper*innen einige Hürden nehmen, bis sie letztendlich einen zentralen Anlaufpunkt bekamen. Vereine gibt es zwischen Istrup, Brüntrup und Höntrup nämlich keine, die Dorfgaststätte schloss 1976 ihre Pforten. Die Folge war aber nicht Resignation, sondern der Blick nach vorne. 1979 fand das erste Dorffest statt, zudem wurden Ausflüge veranstaltet, Senior*innenweihnachtsfeiern durchgeführt – und Anfang der 1990er-Jahre sogar ein Dorfgemeinschaftshaus als neuer Mittelpunkt des dörflichen Lebens gebaut.
Die Fertigstellung folgte 1992 und seitdem gehen in und um das Domizil regelmäßig zahlreiche Veranstaltungen über die Bühne. „Dort wird wöchentlich gesungen und geturnt und der Kreativmarkt findet hier ebenfalls statt. Zudem kann man das Dorfgemeinschaftshaus mieten und hier seinen Geburtstag feiern“, erklärt Hagen Stiewe, der mit berechtigtem Stolz anfügt: „Mit 65.000 bis 70.000 Euro Eigenleistung haben wir doppelt so viel Geld eingebracht, wie von der Stadt Blomberg, die Eigentümer des Gebäudes ist, gefordert war.“
Weil es im Dorf weder einen Kindergarten noch eine Grundschule gibt, sind die Kinder gezwungen, die übrigen Einrichtungen in der Großgemeinde Blomberg zu besuchen. „Wir haben eine angemessene Busanbindung, sodass Blomberg, Detmold und auch Lemgo sehr gut zu erreichen sind“, sagt Hagen Stiewe begeistert.
Zudem toll: 2004 kam unter Federführung von Heinrich Stiewe eine Dorfchronik heraus. 2013 fanden Giesela und Dieter Vösgen ein altes Protokollbuch der einstigen Wellentruper Gemeinderatssitzungen zwischen 1894 und 1952, das von Heinrich Stiewe überarbeitet wird.
Wiederkehrende Veranstaltungen sind neben dem Kreativmarkt das traditionelle Osterfeuer und das Kartoffelfest, das stets eine Woche nach Wilbasen über die Bühne geht. „Wir versuchen, im Wechsel mit dem Dorffest auch ein Kinderfest auf die Beine zu stellen, um Jung und Alt im Dorf zu integrieren“, so Stiewe.